In den letzten Jahren ist die Erforschung der deutschen Nachkriegszeit einmal mehr verstärkt in den Fokus gerückt. Eine umfassende Beschreibung der deutschen Musikkultur nach 1945 steht bislang allerdings noch aus. Die neue Schriftenreihe "Kontinuitäten und Brüche im Musikleben der Nachkriegszeit" versucht diese Lücke zu schließen und setzt sich mit diesem Kapitel der deutschen Musikgeschichte aus ganz verschiedenen Perspektiven auseinander.
Die Folgen der "Epochenwende" 1989 scheinen den Weg frei gemacht zu haben für eine Neubewertung der Wiederaufbauzeit und ihren widersprüchlichen Umgang mit der NS-Vergangenheit. Die mentalitätsgeschichtliche Sonderrolle von Musik für die deutsche Nachkriegsgesellschaft, ihre Funktion als vergangenheitspolitisch aufgeladenes Vehikel der Selbstbesinnung, Verständigung oder gar Versöhnung wurde dabei mehrfach konstatiert, bisher aber noch nicht eigens zum Thema gemacht. Die Reihe "Kontinuitäten und Brüche im Musikleben der Nachkriegszeit" basiert auf den Ergebnissen eines
DFG-Projektpaketes und setzt sich in mehreren Monografien und Dokumentationen mit diesem Thema auseinander. Biografische, institutionen-, kompositions- und fachgeschichtliche Zugänge werden hierfür ebenso gewählt wie solche, die die vergangenheitspolitische Dimension von Musik, ihre Funktion im Systemkonflikt des Kalten Krieges, aber auch die Formen und Orte ihrer Überlieferung zu dieser Zeit in den Blick nehmen.