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    Herausgegeben von Ulrich Tadday

    Heft 150
    Stefan Wolpe I

     



    Beschreibung

    Stefan Wolpe, geboren am 25. August 1902 in Berlin, als drittes von vier Kindern. Die Mutter Hermine Strasser stammte aus Wien, der Vater David Wolpe aus Moskau. Im großbürgerlichen Haushalt der Eltern hatte nur die Mutter ein wenig kulturelles Interesse. Sie ermöglichte Stefan früh schon Klavierunterricht, seit 1916 auch Theorieunterricht am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium (Harmonie bei Alfred Richter, Kontrapunkt und Komposition bei Otto Taubmann). 1920 verließ Wolpe die Schule ein Jahr vor dem Abitur und ging für nur ein Semester an die Berliner Musikhochschule (Komposition bei Paul Juon). Ihn interessierte weniger eine abgeschlossene akademische Ausbildung als vielmehr die aktive Teilnahme an den künstlerischen und politischen Prozessen der jungen Weimarer Republik. Mit Gelegenheitsarbeiten als Stummfilmbegleiter und Barpianist schlug er sich fortan durch. 1921 besuchte er den Eingangskurs des Bauhauses bei Johannes Itten. Er unterhielt Kontakt zu dem Melos-Kreis um Hermann Scherchen wie zu den Berliner Dadaisten. Als Pianist und Komponist arbeitete er zunächst in der »Novembergruppe« mit, gegen Ende der 20er-Jahre mehr und mehr bei Veranstaltungen der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) und in dem von Gustav von Wangenheim geleiteten Agitproptheater »Truppe 31«. In diese Zeit fällt auch seine erste Ehe (1927–33) mit der Malerin Ola Okuniewska, aus der eine Tochter hervorging (Katharina Wolpe, Pianistin).

    Seine jüdische Herkunft, seine »entartete« Musik und nicht zuletzt seine jahrelangen Aktivitäten für die Kulturorganisationen der KPD zwangen Wolpe schon im März 1933 zur Flucht ins Exil. Während der einjährigen Odyssee durch Europa gelang es ihm, drei Monate Unterricht bei Anton Webern in Mödling zu erhalten. – Im April 1934 emigrierte Wolpe nach Palästina; zweite Ehe mit der rumänischen Pianistin Irma Schönberg 1934–49. Er unterrichtete Komposition am Jerusalemer Konservatorium; gleichzeitig war er »musikalischer Instrukteur« in verschiedenen Kibbuzim. Seine Versuche, ein musikalisch wie politisch avanciertes Musikleben zu initiieren, scheiterten am einengend konservativen Klima. Ende 1938 emigrierte er in die USA.

    Die US-Staatsbürgerschaft erhielt Wolpe 1945. Er lehrte Komposition an verschiedenen Instituten in Philadelphia, später in New York. 1952–55 war er Music Director des Black Mountain College in North Carolina; dritte Ehe 1952 mit der Lyrikerin Hilda Morley. Er gehörte zu dem Kreis New Yorker Avantgarde-Künstler um den abstrakten Maler Willem de Kooning und nahm an deren regelmäßigen Treffen teil. Mit Edgard Varèse und John Cage hatte er freundschaftlichen Kontakt. Bedeutung in den USA erlangte er vor allem als Lehrer junger amerikanischer Komponisten wie Ralph Shapey, Morton Feldman, David Tudor. – 1956 kam er für ein knappes Jahr mit einem Fulbright-Stipendium nach Deutschland (Berlin). 1956, 1960, 1961 und 1962 nahm er als Dozent an den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt teil. Sein letzter Europa-Besuch 1963 mit einem Guggenheim-Stipendium endete mit der Diagnose des Parkinson-Syndroms. Wolpe starb nach neunjähriger Krankheit am 4. April 1972 in New York.

    Inhaltsverzeichnis

    - Vorwort
    - Austin Clarkson, Thomas Phleps, Larson Powell: Einleitung
    - Stefan Wolpe: "Was ist Kino-Musik?" (1926). Kommentiert von Hyesu Shin
    - Stefan Wolpe: "Die Lieder dieser Völker sind keine Museumsstücke". Vier Vorträge zum Musikleben in Palästina 1938/39, herausgegeben und eingeleitet von Heidy Zimmermann
    - Stefan Wolpe: "Das Ganze überdenken" (1959). Kommentiert von Austin Clarkson
    - Stefan Wolpe: "Vortrag über Dada" (1962). Übertragen, übersetzt und eingeleitet von Thomas Phleps
    - Bibliografische Hinweise
    - Zeittafel
    - Autorinnen und Autoren

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