Beschreibung
"Der Roman ist tot", verkündete der US-amerikanische Schriftsteller Tom Wolfe zu Beginn der 70er Jahre – es war der Beginn eines neuen Zeitalters: das des New Journalism.
Wolfe bezeichnete mit diesem Begriff Schreibweisen zwischen Literatur und Journalismus, die zunächst in Kolumnen oder Reportagen, zunehmend aber auch in neuen Romantypen wie der 'Nonfiction Novel' zu finden waren. Auch im deutschsprachigen Bereich gab es zur selben Zeit vermehrt produktive Wechselbeziehungen zwischen Journalismus und Gegenwartsliteratur, bei denen mit Beobachterpositionen, Reporterfiguren, literarischen Erzählverfahren, Techniken der Verfremdung oder Fiktionalisierung experimentiert wurde. Der TEXT+KRITIK-Sonderband nimmt Spielarten dieses deutschsprachigen New Journalism seit den 1970er Jahren in den Blick. Neben einzelnen Autoren und Werken von Jorg Fauser bis Stefanie Sargnagel werden auch Publikationsmedien, privilegierte Gattungen sowie Vermarktungsformen der Journalliteratur untersucht. Darüber hinaus enthalt der Band einen poetologischen Text zum Verhältnis von Literatur und Journalismus von Moritz von Uslar sowie ein Interview über die Geschichte des deutschsprachigen New Journalism mit Diedrich Diederichsen.
Inhaltsverzeichnis
Mit Beiträgen von
Andreas Bernard, Christopher Busch, Diedrich Diederichsen, Rupert Gaderer, Thomas Hecken, Annika Hildebrandt, Rembert Hüser, Steffen Martus, Ethel Matala und Dariya Manova, Harun Maye, Stephan Pabst, Matthias Penzel, Stephan Porombka, Cornelius Reiber, Eckhard Schumacher, Georg Stanitzek, Erika Thomalla und Moritz von Uslar.
Rezensionen
Der Sonderband von Text+Kritik stärkt den literarischen Journalismus, stärkt den Glauben an die Pluralität des Wirklichen, die Kraft des Fantastischen in einer immer komplexeren Gegenwart. Denn längst ist klargeworden: Die wahre Gefahr für die Demokratie geht nicht von literarisch schreibenden Journalisten aus, sondern von Trollfabriken, die unseren gesunden Menschenverstand zu manipulieren versuchen.
Tom Kummer, Die Weltwoche, 19/2023
Wie das geschehen kann und auf welch verschiedene Art, zeigt der Band in einer Fülle von interessanten und teils auch amüsanten Beiträgen, deren Gegenstände von Jörg Fausers literarjournalistischer Sozialisation in der „Cut-up-Brigade“ der Beatdichter bis hin zur österreichischen Gonzo-Literatin Stefanie Sargnagel reichen.
Jan Wiele, FAZ, 28.1.2023