Beschreibung
„Das Einfache kann federleicht sein – und hat doch, wenn es glückt, das Gewicht der Welt.“
Rainer Malkowski (1939–2003) gehört zu den wichtigsten Lyrikern seiner Generation. Er wird oft im Zusammenhang mit der Alltagslyrik der 1970er Jahre erwähnt. Sein Werk reicht jedoch über deren Programmatik hinaus: „Wahrnehmung als Ereignis“, so charakterisiert Malkowski selbst seine Poetik. Und weiter heißt es: „Unsere Lieblingsgedichte sind wahrscheinlich jene, bei denen wir am deutlichsten fühlen, dass sie uns sehend machen.“
Das Heft enthält unveröffentlichte Texte, eine Selbstdeutung des Autors sowie Analysen zum Werk. Die Beiträgerinnen und Beiträger nähern sich den noch weitgehend unerforschten Texten durch Motivanalysen an, fragen nach der Rolle der Bildenden Kunst und der Bedeutung der Natur und untersuchen die Aphoristik sowie Malkowskis Übersetzung des Armen Heinrich aus dem Mittelhochdeutschen.
Inhaltsverzeichnis
INHALT
Rainer Malkowski
Totales Gedicht
Cornelia Blasberg
Was für ein Anfang! Rainer Malkowskis Lyrik in den 1970er Jahren
Waldemar Fromm
"und in mir der Widerhall von etwas, wofür ich keinen Namen
will". Natur als dichterischer Reflexionsraum in Rainer Malkowskis
Gedichten
Jan Wagner
Die Uhr und die Karte. Zu zwei Motiven in Rainer Malkowskis
Gedichten
Rainer Malkowski
Selbstdeutung von "Mittags unter den Arkaden". Mit einer
Einleitung von Gabriele von Bassermann-Jordan
Anna Bers
"Gleichzeitigkeit ist beinahe / schon Poesie". Rainer Malkowski und
die Bildende Kunst
Rainer Malkowski
Greyhound-Bericht
Walter Hettche
Zwischen Schiller und Willie Nelson. Rainer Malkowskis
»Greyhound-Bericht«
Friedemann Spicker
Rainer Malkowski als Aphoristiker
Frieder von Ammon
Auf der Suche nach einem Text. Rainer Malkowski übersetzt
Hartmann von Aue
Rainer Malkowski
Bio-bibliographische Notiz
Sebastian Fröhlich
Auswahlbibliografie
Notizen
Rezensionen
"Eine Motivanalyse wagt Jan Wagner in seinem Beitrag. Dabei identifiziert er zwei Hauptmotive in Malkowskis Werk ('Die Uhr und die Karte') und interpretiert ihre Verwendung vor dem Hintergrund der biografischen Stationen des Autors. Walter Hettche wiederum beleuchtet in seinem Beitrag ('Zwischen Schiller und Willie Nelson. Rainer Malkowskis Greyhound-Bericht') eben jenes, das Malkowski während seines Aufenthaltes am Oberlin College in Ohio, USA im Rahmen eines Gastsemesters als Writer in Residence verfasste. Dieses Gedicht, das alltägliche Kleinigkeiten zu protokollieren scheint, präsentiere eigentlich ein Panorama des historischen und zeitgenössischen Amerika - vom Rindenkanu über die Raddampfer zum Hubschrauber, von der Sklaverei zur Homophobie und vom Schiller-Denkmal bis zu Willie Nelson. Friedemann Spicker wiederum lenkt seine Aufmerksamkeit auf das schmale, dennoch ergiebige aphoristische Werk Malkowskis und erweitert damit die allgemeine Rezeption seines Werkes nachhaltig.
Und so bietet diese Ausgabe von Text+Kritik nicht nur einen faktenreichen Einstieg in das Werk Malkowskis für Neuinteressierte, sondern auch eine anregende Vertiefung und Neubetrachtung für Kenner."
Sebastian Meißner, Literaturkritik.de, 22.5.2025
"Was für ein Glücksfall für die deutsche Literatur(-Wissenschaft) und vor allem: wie langlebig. Im Jahr 1963 gründete Heinz Ludwig Arnold 'Text+ Kritik', die Zeitschrift war stets mehr als Fachpublikation für den Wissenschaftsbetrieb. Dieser Anspruch wurde auch nach Arnolds Tod 2011 nie aufgegeben. Gerade ist Band 245 erschienen, der sich Rainer Malkowski (1939-2003) widmet. Gleichwohl auch er für eine Nische schrieb, gehörte er zu den wichtigsten Lyrikern seiner Generation. Wer ihn nur in der 'Alltagslyrik' der Siebzigerjahre verortet. tut diesem umfangreichen Werk Unrecht. Wer die Texte in diesem Band liest, erkennt dies. Zugleich leisten die Autorinnen und Autoren mit dieser Annäherung einen wichtigen ersten Schritt, um das Werk des Berliners für künftige Generationen zu erschließen. Auch Malkowski selbst kommt zu Wort - teilweise in Erstveröffentlichungen. Entdeckungen garantiert."
Münchner Merkur, 11.2.2025