Beschreibung
Was Arno Schmidt gelegentlich über Werke seiner Schriftsteller-Kollegen äußerte, wäre durchaus auch auf "Das steinerne Herz" zu münzen, lässt es sich doch keineswegs "so gemütlich wie gewohnt 'vom Blatt lesen'", was indes nur die negative Formel dafür ist, dass es sich hier um eine "nicht=auszulesende Dichtung" handelt.
Dieser Band ist eine Erweiterung der Enzyklopädie zum "steinernen Herz". Der frühere Kommentarband befördert den Eindruck des Eklektischen oder gar Disparaten und er muss seinem Charakter nach die Vielfalt über die Einheit stellen. Umgekehrt werden hier Bezüge geschaffen und Zusammenhänge aufgezeigt. Daher wird zunächst erörtert, wie der "Zitatismus" sowohl nach Schmidts poetologischen Einlassungen als auch in den verschiedenen Phasen der Rezeptionsgeschichte des Romans zur unabdingbaren VorausSetzung reflektierter Lektüre werden konnte. Unter dem Aspekt des jeweiligen Verhältnisses von Leserbeteiligung und -distanzierung folgen eingehende Analysen von Zitaten, Paraphrasen und Anspielungen. Ergänzt werden sie zum einen durch Typologien des Zitierens (Quellentreue und Entstellungen; reflexive "Zitatzitate"; Kontexte bildende und lösende Tendenzen), zum anderen durch das "Repertoire" aus literargeschichtlichen Anleihen und das "Reservoir" aus darüber hinaus zielenden Zitatbezügen. Zuletzt geht es dann um die auktoriale Basis des "Zitatismus", entwickelt an dem von Arno Schmidt vorgegebenen Zentralbegriff des "gußeisernen Gedächtnisses", das eine Prosa hervorbringt, welche bei aller imponierenden Souveränität im Umgang mit der Tradition doch nicht minder durch ihr Ausgeliefertsein zu charakterisieren ist.