Beschreibung
Der Ruhm von Paul Sacher (1906–1999) wird vor allem durch die nach ihm benannte Basler Stiftung, einem "Archiv und Forschungszentrum für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts", verbreitet. Als Dirigent hat sich Sacher durch die Unterstützung zahlreicher Komponisten sowie die Beauftragung und Uraufführung Hunderter Werke in die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben.
Sachers lebenslanges Bestreben war die Verbindung von Alt und Neu. Ihm gewidmete Kompositionen etwa von Béla Bartók ("Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta"; "Divertimento für Streichorchester"), Richard Strauss ("Metamorphosen für 23 Solostreicher") oder Igor Strawinsky ("Concerto en Ré") setzten Sacher ein klingendes Denkmal. Ebenso wichtig war ihm gleichzeitig aber auch die praktische Erforschung der Aufführungsbedingungen Alter Musik. Sachers musikalisches Vermächtnis zeigt, wie das eine aus dem anderen erwächst, Fortschritt erst durch Rückschau möglich wird. Das Buch zeichnet Paul Sachers epochales Leben und seine musikalische Einflusssphäre nach.
Die Reihe "SOLO – Porträts und Profile" lädt dazu ein, die Künstlerinnen und Künstler der "klassischen" Musik kennenzulernen. Erstmals auf dem deutschsprachigen Buchmarkt stehen hier internationale Interpretinnen und Interpreten des 20. und 21. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Jedes Buch porträtiert in gut zugänglicher und kompakter Form eine Musiker-Persönlichkeit: Dirigentinnen und Dirigenten, Solistinnen und Solisten, Sängerinnen und Sänger. Biografie und Karriere werden ebenso vorgestellt wie wesentliche Merkmale des individuellen Musizierens. Eine Einordnung des künstlerischen Profils rundet die fundierten Darstellungen ab.
Die Autorinnen und Autoren der Reihe sind auf ihrem jeweiligen Gebiet ausgewiesene Fachleute und kommen aus Forschung und Praxis.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 "Was man können muss, das kann man!" (1906–1926)
Erste Orchestergründung – Ein einflussreicher Lehrer
2 "Pionierarbeit an zwei Enden" (1926–1934)
Paul Sachers Fixsterne: Béla Bartók und Igor Strawinsky – Gründung der Schola Cantorum Basiliensis
3 Wanderer zwischen den Welten
Paul Sacher und der Pharmakonzern Roche – Der Geschäftsmann
4 "Was Sie können ist mir verschlossen & was ich vielleicht vermag ist Ihnen versagt."
Ina Lohr, die wichtigste Mitarbeiterin – "Tontheologie"
5 "Leidenschaftliche Besessenheit des Willens" (1935–1946)
Literarische Vereinnahmung durch Thomas Mann – Begegnung mit Richard Strauss
6 "... eine schöne Sammlung, aber kein vollkommenes Gebäude."
Aspekte von Paul Sachers Mäzenatentum – Nähe zu Igor Strawinsky
7 "Wenn Sie wüssten, wie viele Leben ich lebe!" (1946–1973)
Freundschaft mit Dinu Lipatti – Ein Grab auf dem Schönenberg – Erweiterung des musikalischen Horizonts
8 "Das Neue liegt aber auch in der Vergangenheit"
Die Schola Cantorum Basiliensis – Internationale Studierende und Lehrer
9 "... der Mensch und sein Geheimnis"
10 "Ich bin ein Dirigent, und sonst nichts!"
Profession und Aufnahmen – Paul Sacher dirigiert Igor Strawinsky – "Es gibt keine Musik, die mich tiefer ergreift, als diejenige Mozarts."
11 "... eher absichtslos ergeben ..." (1973–1999)
"Utopist und gleichzeitig Realist" – Das Ende von Paul Sachers Orchestern – "... keine ästhetische Grenze"
Auswahldiskografie
Literatur
Kompositionsaufträge und Uraufführungen
Zeittafel
Bildnachweis
Dank
Personenregister
Rezensionen
"Eine Tour de Force durch das Leben Paul Sachers auf 134 Seiten. (...) Es ist eine schwungvolle Zusammenschau und Würdigung eines für die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts zweifellos wichtigen und prägenden Menschen. Ein guter Überblick."
ORF, Georg Nicklaus, 26.9.2025
"Michael Schwalb lässt sich nie zu einer emotionalisierten Darstellung verleiten. Mythenbildung interessiert ihn nicht. Dafür bearbeitet er mit großer Klarheit die einzelnen Themenfelder, konzentriert sich auf die Auswertung von Quellen und zeichnet so das Bild eines Mannes, der nach außen sehr kontrolliert wirkt, nicht zuletzt als Musiker. Auf 130 Seiten ist das sehr komplexe und differenzierte Bild eines Mannes entstanden, der das Musikleben des 20. Jahrhunderts weit über die Schweizer Landesgrenzen hinaus geprägt hat."
Christoph Vratz, Deutschlandfunk, 5.8.2025
"Ob als Dirigent, Orchestergründer oder als Mäzen – Paul Sacher hatte auf jedem Gebiet einfach durchschlagenden Erfolg. Von diesem Jahrhundertleben für die Musik (Sacher starb 1999 im Alter von 93 Jahren) erzählt nun Michael Schwalbs kenntnisreiche und schwungvoll geschriebene Biografie – in der man u.a. erfährt, dass Sacher auch mit zwei kurzen Auftritten in Thomas Manns 'Doktor Faustus' verewigt wurde."
Guido Fischer, RONDO, 4/2025
"Schwalb beschreibt kompakt, informativ und äußerst vielschichtig Persönlichkeit und Wirken, bleibt objektiv und geht Charakterschwächen (z. B. außereheliche Affären, zur Schau gestellte Gefühlskälte) nicht aus dem Weg. Entstanden ist ein farbiges, spannend zu lesendes Lebensbild."
ekz Bibliotheksservice, September 2025
"Schwalb schaut durchaus kritisch auf Sacher. Er beschreibt ihn zum Beispiel als eine machthungrige Person. Sacher scheute sich laut Schwalb auch nicht davor, seine Mitmenschen relativ rücksichtslos für seine Ziele einzuspannen. Emotional wird er als wahnsinnig verschlossen und kalt beschrieben, und als Ehemann war er notorisch untreu.
Mit etwa 120 Seiten übersichtlich und nicht zu lang. Schwalb schreibt flüssig und angenehm, nicht zu akademisch. Man bekommt einen vielseitigen Einblick in das Leben und die Persönlichkeit Sachers. Es wird sehr deutlich, wie wichtig Sacher für das Musikleben der Schweiz war, weit über Basel hinaus. Es werden auch die Widersprüchlichkeiten Sachers deutlich und die schwierigen Facetten seiner Persönlichkeit erwähnt."
SRF, Musikmagazin, 6.9.2025