Beschreibung
Eduard Steuermann (1892–1964) setzte nicht nur als Pianist Maßstäbe für die Interpretation der Schönberg-Schule, sondern fand als Komponist zu einem eigenen Ton innerhalb der Moderne. In seiner umfangreichen Korrespondenz mit Arnold Schönberg, Theodor W. Adorno und René Leibowitz wird eine faszinierende Musikerpersönlichkeit lebendig und zudem auf einzigartige Weise an ein exemplarisches Emigrantenschicksal erinnert.
Der Band enthält sämtliche 274 erhaltenen Briefe dieser Korrespondenzen aus der Zeit von 1912 bis 1964 in eingehender Kommentierung sowie einführende Essays zu den drei Briefkorpora. Systematisch erschlossen wird die Korrespondenz in einer ausführlichen Grundlegung, in der in sechs Kapiteln wesentliche Aspekte von Steuermanns kompositorischem Schaffen, seinem Leben und seiner Kunst des Klavierspiels dargestellt werden.
Auf der beiliegenden CD sind, teils in Welterstaufnahmen, die bedeutenden Klavierwerke Steuermanns zu hören, gespielt vom Pianisten J. Marc Reichow.
Rezensionen
"Der voluminöse Band bietet weit mehr als die vorbildliche Edition der 274 Briefe, die aus der Korrespondenz des Hauptpianisten im Schönberg-Kreis mit den drei ihm nahe stehenden US-Emigranten überliefert sind. Fast ein eigenes Buch bilden die umfangreichen Einleitungskapitel zu Biographie, Interpretationskunst und den analytischen Betrachtungen zum kompositorischen Schaffen - ein reichhaltiges Kompendium zu einer wichtigen Schlüsselfigur des 20. Jahrhunderts."
neue musikzeitung nmz, 11/2022
"Die erschließende Kommentierung im Fußnotenapparat ist nur der Ausgangspunkt der eigentlichen wissenschaftlichen Leistung dieser Publikation. Mehr als die Hälfte des Bandes nehmen nämlich drei einleitende Essays zu jedem Briefwechsel und eine über 200 Seiten umfassende 'Grundlegung' ein, die dem Editionsteil vorangestellt ist und die bereits an sich eine musikgeschichtlich wichtige monografische Abhandlung darstellt.
Mit 'Kontroverse Wege der Moderne' haben die Autoren eine Publikation vorgelegt, die bereits durch die verdienstvolle 'Grundlegung' und die kenntnisreiche Kommentierung der Quellen unser Verständnis der Wiener Schule weiter ausdifferenziert und daher in der Forschungsliteratur und unter den Editionsprojekten zu Briefwechseln der Wiener Schule einen festen Platz einnehmen wird."
DIE TONKUNST, 2/2024
"ein Blick in den Maschinenraum der Moderne, in dem es viel zu organisieren gibt, manchmal technisch wird und einige Male auch so heiß, dass man sich verbrennen könnte."
nmz.de, 3.9.2024
"Nach dem kürzlich erschienenen Essay-Band 'Musiker und Virtuose' haben jetzt Martin Zenck und Volker Rülke erstmals den kompletten Briefwechsel Steuermanns mit Arnold Schönberg, Theodor W. Adorno und René Leibowitz veröffentlicht. Die drei umfangreichen Brief-Blöcke erzählen auch über die kommentierenden Fußnoten von einer Aufbruchszeit der zeitgenössischen Musik, bei der es nicht selten zu heftigen Spannungen, Zerwürfnissen und musikästhetischen Kontroversen kam. Zugleich ist der Briefwechsel das Spiegelbild von vier Exil-Biografien, die sich in den USA neu einrichten mussten. Diese auch editorisch beeindruckende Dokumentation wird abgerundet von einer umfassenden Würdigung des Komponisten Steuermann."
Guido Fischer, RONDO, 6/2022
"Pianist, Komponist und Theoretiker der Neuen Musik: Ein exzellenter Band holt Eduard Steuermann aus dem Schatten Schönbergs. Steuermann ist zwar durchaus präsent in der Geschichte der Neuen Musik, doch typischerweise nur als helfende Hand, nämlich als Schönberg-Schüler und Pianist bei vielen Uraufführungen seiner Werke. Dass diese Reduktion der singulären Gestalt nicht gerecht wird, demonstriert jetzt ein fast enzyklopädischer Band, der Steuermann in jeder Hinsicht vorstellt, als ausübenden Interpreten, als Theoretiker und Kritiker, am interessantesten aber auch als originellen, sehr eigenwilligen Komponisten. (...) Die Edition erläutert all das mit einer Genauigkeit, die keine Wünsche offenlässt."
Wolfgang Matz, FAZ, 26.11.2022
"Was vorliegt, ist eine Briefedition, in die man sich verbeißen kann, verhilft das armdicke Füllhorn doch zu faszinierenden Inneneinsichten, Entdeckungen. Materialreichtum, Bezüge, Querverweise, Tiefe der Darstellung motivieren zum steten Hin- und Herspringen, Vor- und Zurückschlagen. Eine Edition, die Brisanz hat, die mit Novitäten aufwartet, die neue Fragen aufwirft. Was will man mehr. Ein Dokumentations- und Kommentarband, der insbesondere jene Leser anspricht, mit Nektar versorgt, die der herkömmlichen Neue Musik-Geschichtsschreibung schon immer misstraut haben. Spürbar die Sorgfalt einerseits, die Leidenschaft andererseits, mit der hier formuliert, konzipiert wird. Dem Herausgeber-Duo ist ein großer Wurf gelungen."
Georg Beck, info-netz-musik, 20.6.2023
"Wunderbar materialreich. Die Fülle einer Zeit. Seit Tagen komme ich nicht los davon und bin in einem Wirbel von Einblicken und Einsichten."
Wolfgang Rihm, April 2023